Hallo, seit ich zu Hause bin, werden meine Depressionen immer stärker. Manchmal denke ich, das meine Arbeit mich abgelenkt hat. Wenn geht es genauso? LG Tanja
Patientendaten
Geburtsjahr: 1967(43 Jahre) Geschlecht: weiblich Gewicht: 70,0 kg Größe: 172,0 cm
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10 Antworten:
Platon
31.08.2010 20:54
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Hallo Tanja!
Sicher, es sieht nicht rosig aus, das stimmt. Ich würde dennoch heute viel mehr auf meine Gesundheit achten als früher! Es ist in der Tat nicht leicht, ein gutes Betriebsklima zu finden. Aber ich bin eh nicht der Mensch, der sich mit so etwas wie ein sich gegenseitiges Fertigmachen einlassen könnte. Dafür bin ich viel zu offen und zu direkt, ich mag kein abwertendes Verhalten, und das gebe ich auch offen zu verstehen. Da ist es mir ganz egal, wer vor mir steht. Es gibt aber schon auch noch Institutionen, die auf ein gutes Betriebsklima Wert legen. Alternativ würde ich mir halt einen Einzelkämpferjob suchen, das ist immer noch besser, als sich die seelische Gesundheit ruinieren zu lassen. Denn ist das Leben dann überhaupt noch etwas wert? Für mich jedenfalls nicht mehr. Ich versuche jedem, mit Respekt und Achtung zu begegnen, das erwarte ich aber auch von anderen, denn anders geht Koexistenz nicht, alles andere führt auf Dauer zwangsläufig in eine Krankheit.
hi tanja,
üblicherweise geht man davon aus, dass leute in depressiven phasen weniger widerstandsfähig, belastbar und leistungsfähig sind als in "normalzeiten".
wenn du stress bekommst durch viel oder schwierige arbeit oder durch verständnislose kollegen und vorgesetzte, dann sind die zeichen schlecht, dass du dann mit depris klarkommst. die werden dann evtl sogar verstärkt. wenn du allerdings mit den aufgaben und dem umfeld auch in depressiven tiefphasen gut zurecht kommst, dann kann dir das aus den unten beschriebenen gründen durchaus weiterhelfen, aus deinem tief herauszukommen.
das widerspricht platons ausführungen überhaupt nicht. der job kann in so einer situation sowohl fluch aber auch segen sein. sinnvolle beschäftigung, ob bezahlt oder ehrenamtlich oder einfach freizeitbetätigung ist auf alle fälle hilfreich, solang sie nicht überlastet.
besprich das mal mit deinem therapeuten.
schönen abend
dodof
@Platon, vielen Dank für deine Meinung. Aber du schreibst man sollte sich auf keinen Job einlassen, wo man gemobbt wird!
Aber leider sieht es mit den freien Arbeitsstellen ja nicht so rosig aus. Ist man da nicht eigentlich froh einen Job zu haben?
dass mich die Arbeit sehr von den eigentlichen Problemen abgelenkt hat, diesen Eindruck habe ich inzwischen auch. Das ist interessant, dass es nicht nur mir so geht, denn das habe ich auch schon oft festgestellt. Der Leistungsdruck hatte in den letzten Jahren auch bei mir enorm zugenommen, und die Kollegialität hat auch sehr unter den Sparzwängen und unter dem Umsatzdruck sehr gelitten. Nun merke ich, wie wenig ich eigentlich ich selbst gewesen bin, wie sehr der Job doch eine Kompensation für ein eigentlich eher unbefriedigendes Privatleben gewesen ist. Seitdem ich viel Zeit habe, konnte ich auch viele Erkenntnisse über mich selbst sammeln und einiges an meiner früheren Einstellung ändern, was mir vorher so gar nicht in den Sinn gekommen wäre. Ich frage mich, wie vielen Menschen es wohl so geht und in dieser Zeit der Wirtschaftskrise wohl noch so gehen wird...
Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich auch die Existenzängste ohne die Arbeit, die ja leider auch nicht ohne sind. Die Lebenshaltungskosten sind enorm gestiegen, billig sind ja nur die Luxusartikel, die man sich ohne Arbeit ja eh nicht mehr leisten kann. Aber das Betreffend bin ich auch total verändert, das brauche ich eigentlich gar nicht mehr. Na ja, es hat durchaus auch Vorteile, dass ich mich mit mir selbst mal ausgiebig auseinandersetzen konnte, das hast du mir mit deiner Antwort hier nochmals ins Gedächtnis gerufen, danke dafür. Und lass dich nicht mehr auf einen Job ein, wo gemobbt wird, denn das ruiniert dich menschlich völlig, und das ist es nicht wert! Ich war in meinem Job weitgehend ein Einzelkämpfer, ansonsten hätte es das bei uns mit Sicherheit auch gegeben. Ich drück dir die Daumen, dass du einen Job findest, wo es nicht einen so großen Druck gibt. Ich hoffe für mich auch, dass ich einen erträglichen Job finde, wenn es so weit ist, dass ich wieder arbeiten kann. Aber wenn ich mich so umschaue in meinem Umfeld, der Stress hat bei allen leider ziemlich zugenommen. Das führt auch leider dazu, dass man die Arbeitenden kaum noch sieht, weil sie vor lauter Arbeit kaum noch Zeit fürs Privatleben haben.
Bevor ein falscher Endruck entsteht: Ich werde wahrscheinlich im Oktober wieder arbeiten - aber nicht weil es mir schon wieder gut geht, dass ich mich den Anforderungen gewachsen fühle - ich werde aus existenzängsten wieder arbeiten! Also habe ich doch nichts gelernt......
Liebe Tanja,
du meinst, dass du krank geschrieben ist, oder?
Ich bin jetzt schon seit Ende Juni zu hause. Zum Glück, kann ich nur sagen! Ich hab es im Büro nicht mehr ausgehalten!!! Auch wenn ich die ersten paar Wochen zu Hause genauso ständig geweint hab wie vorher heimlich in der Bürotoilette.
Vielleicht hat dich vorher die Arbeit von deinen Problemen abgelenkt...?
Ich habe eher den Eindruck, dass ich gerade in einer Zeit der Erkenntnisse angelangt bin. Ich habe Zeit, mich mit meinen Dingen und Depressionen zu beschäftigen und ein paar Antworten auf meine Fragen nach dem Warum habe ich schon gefunden. Das Büro hat mich nur noch fertig gemacht und besonders eine meiner Kolleginnen..... Deshalb bin ich froh um jeden Tag, den ich zu Hause bleiben kann.
Nutze dich ruhig die Zeit, um zu dir zu kommen - auch wenn erst mal schlimm ist... Tu jetzt erst mal all das, was dir gut tut!
Ich wünsch dir alles Liebe und viel Kraft!!
ja, mir geht es leider genauso. Ich bin seit Ende 2008 arbeitsunfähig, und seitdem geht es mir auch wesentlich schlechter. Zumal ich meinen Job ja ganz gerne gemacht habe. Dem Tag Struktur zu geben, das ist das Einzige, was man machen kann, aber das fällt mir leider gerade wegen der Depression und auch wegen der weitgehenden Isolation nicht leicht. Ich denke, es muss aber auch ohne Arbeit möglich sein, damit klar zu kommen. Denn eine Ablenkung löst ja das Problem auch nicht. Vorher ging es mir ja auch schon nicht wirklich gut und schlimmer geworden ist es ja bei mir ohnehin, trotz Arbeit. Ich setze auf eine Therapie, um an der Depression zu arbeiten, ich werde deswegen demnächst auch in eine Klinik für Psychotherapie gehen, und darauf hoffe ich.
Ich wünsche dir alles Gute und dass du einen Ausgleich findest für dich!
hallo tanja,
da ist was dran an deiner vermutung. arbeit lenkt ab, wenn sie nicht überfordert und gibt dem tag struktur. da ist dann keine zeit für selbstzerstörerisches grübeln, das nichts bringt.
hast du die möglichkeit, wieder arbeit aufzunehmen? solche, die du auch schaffst?
sieh auf alle fälle zu, dass du struktur in deinen tag bekommst, durch regelmäßige beschäftigung (erledigungen, haushalt) aber auch freizeitnutzung (ausdauersport). fordern aber nicht überfordern!
wichtig ist auch, gut medizinisch und psychtherapeutisch betreut zu werden.
gute besserung
dodof