Was hilft gegen ständiges Schreien des Demenzerkrankten?

Anonymer Benutzer
Frage gestellt am
09.07.2015 um 16:06

Unser Vater schreit ständig nach Hilfe, lässt sich kaum beruhigen. Wer hat Erfahrung damit, wie man ihm helfen kann. Verstärkte Zuwendung hilft kurzzeitig, ruft trotzdem, Tag und Nacht, er leidet dabei selbst sehr, aber auch für das Umfeld ist es eine Herausforderung.

Patientendaten

Geburtsjahr: 1931(84 Jahre)
Geschlecht: männlich
Eingetragen durch: Angehöriger
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5 Antworten:

Nimue
Benutzerbild von Nimue
13.07.2015 11:25

Es gibt viel Alternativmethoden, den Menschen mit Demenz einen strukturierten Tag zu bieten, viele Möglichkeiten, die einen Einsatz von z. B. Neuroleptika oder generell Medikamente, die ruhig stellen unnötig, machen.

Als Angehöriger kennst Du die Biographie, hast Einblick in schwerwiegende Erlebnisse, Vorlieben und liebgewordene Angewohnheiten. Diese kann man in den täglichen Tagesablauf mit einbauen, das heißt, man integriert die betroffene Person in den Tagesablauf. Roter Faden sind die Mahlzeiten, Aufsteh- und Zubettgehzeiten und diese immer zur annähernd gleichen Zeit. Kleine haushaltärische Betätigungen werden gern übernommen, weil der Betroffene bemerkt, dass erworbene Fertigkeiten und Fähigkeiten noch lebendig und vorhanden sind. Dazu gehören das Geschirr abtrocknen, Geschirrspüler ausräumen, Wäsche falten, Gemüse putzen oder Kartoffeln schälen. Dies sind Aktivitäten, die nicht schwer sind und auch nicht überfordern. Sie lenken aber sehr gut von Kummer, Angst und Unsicherheit ab, machen zufrieden. Eine ausgewogene Bewegung ist ebenfalls wichtig. Ist der Betroffene noch mobil, sind Spaziergänge immer willkommen und wirken sich positiv auf den Betroffenen aus. Wirklich sehr gute Alternativbehandlungen sind von @dinner4two gegeben worden. Viele alte Leute hatten Hunde. Die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die von den Tieren ausgehen, wirken beruhigend und geben Zufriedenheit. Regelmäßig angewendete Hundetherapien können regelrechte kleine Wunder bewirken. Was hat der Vater gern gemacht? Mein Vater z. B. spielt Keyboard und zeichnet. Dies sind Aktivitäten, die ihn ruhig und zufrieden werden lassen.

Bei Demenz gibt es Formen, bei denen Angst und Unruhe im Fordergrund stehen und sich dies in Form von Schreien oder lautes Umhilferufen bemerkbar macht. Diese Reaktionen können nie ganz ausgeschalten werden. Man kann sie aber durchaus minimieren, wenn man beobachtet und entsprechend der biografischen Erlebnisse zuordnen kann, warum ein Mensch in gewissen Situationen Angst und Unruhe entwickelt und er dann genau in dieser Situation so reagiert. Dann den Menschen da abholen, wo er gerade steht, sich drauf einlassen und ihn so versuchen, aus seiner negativen Erinnerungsblase herauszuholen. Das ist nicht immer einfach, funktioniert aber sehr gut.

Es ist wichtig für einen guten und halbwegs ausgewogenen Nachtschlaf zu sorgen. Am Nachmittag tut ein Spaziergang sehr gut. Bewegung an der frischen Luft macht zufrieden und fördert den Nachtschlaf. Vor dem Schlafengehen noch eine Tasse Kaffee, heiße Schokolade oder Milch mit Honig reichen, dazu ein Keks, rundet die Sache ab. Warme Getränke wie Milch mit Honig, heiße Schokolade oder auch der Bohnenkaffee haben eine beruhigende und ermüdende Wirkung, die zum Schlaf beitragen. Es vermittelt ein Stück weit Liebe, Geborgenheit und vor allen Dingen Sicherheit. Achte darauf, dass das Zimmer gut durchgelüftet ist. Nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm soll es sein. Hier ist auch die Biografie, sprich liebgewordene Gewohnheiten wichtig. Singt gemeinsam. Es gibt sicher Lieder, die Dein Vater kennt und mag und wenn er nur mitsummt, hast Du schon ein Stück weit gewonnen. Was für Literatur wurde gelesen, welche Bücher und Geschichten bevorzugt? Wenn nicht mehr selbständig gelesen werden kann, dann lies vor dem Schlafengehen etwas vor. Auch das vermittelt Liebe, Geborgenheit und Sicherheit. Bei großen Ängsten tut ein kleines Nachtlicht gut. So können dunkle Wohnbereiche entfernt werden, vor die der Betroffene keine Angst haben muss.

Suche Dir Hilfe und Unterstützung bei einer Pflegestation. Auch gibt es Selbsthilfegruppen, die immer wieder gern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
http://www.deutsche-alzheimer.de/
Hier kannst Du Hilfe, Unterstützung und Ratschläge für den Alltag bekommen.

Zuletzt möchte ich noch auf die Möglichkeit einer Tagesklinik speziell für Menschen mit Demenz hinweisen. Die Erkrankten werden am Morgen abgeholt und am Nachmittag wieder nach Hause gebracht. Das sind ein paar Stunden, an denen Du Dich erholen kannst. Lass Dich also beraten und Dir helfen und Du wirst sehen, dass Medikamente nicht unbedingt nötig sind.

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Benutzer gelöscht?

13.07.2015 09:33

Hallo,

ich kann nur davon berichten, was wir bei meiner Schwiegermutter gemacht haben.
Wir haben das Psychopharmaka absetzen lassen und durch ein pflanzliches Medikament ersetzt. Das Nach-Hilfe-Schreien heisst, dass der Mensch noch sehr viel mitbekommt. Er kann es nur nicht in eine richtige Ordnung bringen und sich diesem gemäß äußern. Er bemerkt noch, dass er vergessen hat.(Er bemerkt auch die Medikation.) Das macht ihm Angst und fördert Aggressionen.
Wir haben Massagen verschreiben lassen, Körper-
streichungen, Einreibungen.
Wir haben Nähe gefördert, weil das beruhigt. Es gibt in jeder Stadt so etwas wie einen Hundeverein. Dort "arbeiten" ehrenamtlich Therapiehunde. Ein solcher Hund hat meine Schwiegermutter oft be-
sucht. Und da sie Tiere sehr mochte, hat sie das
sehr beruhigt. Wir haben auch ihre Lieblingslieder mit ihr gesungen, ihr diese vorgespielt......Das hat ihr geholfen, aber ein Patentrezept gibt es nicht.

Alles Liebe

dinner4two

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muellerklaus1…
Benutzerbild von muellerklaus1960
10.07.2015 14:42

Hey, bei Demenzerkrankten ist Validation ein Hauptpunkt,Medikamentös ist im gewissen Stadium nichts zu machen,zumal nicht feststeht,ob eine vaskuläre Demenz diagnostiziert wurde,ansonsten ist das so wie unten Engel 47 beschrieben hat.Lg

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Snowchen
Benutzerbild von Snowchen
09.07.2015 23:23

Hallöchen,

meine Tante arbeitet in einem Altenheim uns ist ausschließlich für die Betreuung dementer Menschen zuständig.
Sie erzählt mehrfach, dass es mitunter sehr laut zugehen kann. Es wird um Hilfe geschrien usw.
Meine Tante sagt aber auch immer wieder, dass man dagegen nicht wirklich was machen kann. Klar, Medikamente, aber die würden einen kranken Menschen sehr müde und teilnahmslos machen.
Sie versucht dann immer beruhigend auf die Menschen einzureden oder versucht ein spannendes Thema zu finden.

Alles Gute.
GLG
Snowchen

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Engel47
Benutzerbild von Engel47
09.07.2015 23:21

Vielleicht hilft eine Umstellung der Medikamente. Wichtig bei Demenz ist ein gleichmäßiger Tagesablauf. Änderungen sind ungünstig. Das verkraften sie nicht. Wurde schon eine Pflegestufe beantragt?

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