Sucht wegen der Angst... Sehr gute Info..........Lest es mal selbst!

Benutzer gelöscht?

Frage gestellt am
22.06.2012 um 00:37
  • Medikament: Tavor Krankheit: Angststörungen



Ausgangssituation

Bei einem Teil der Menschen mit einer Suchterkrankung besteht zusätzlich eine Angst- und/oder Depressionserkrankung. 25 % der Suchtkranken leiden zusätzlich unter einer Depressionserkrankung, bei 10% kommt eine Angsterkrankung vor (Quelle: eigene Untersuchungen Salusklinik Lindow / R. Cina).

Von den Betroffenen wird diese zusätzliche Erkrankung oft nicht erkannt oder aus Scham tabuisiert. Diagnostik, medizinische und therapeutische Hilfen können dann nicht greifen.

Und die Erfahrungen der Praxis zeigen, dass sich für diesen Personenkreis auch das Modell der klassischen Sucht- Selbsthilfegruppe weniger gut eignet. Zwar wird das Thema Sucht hier thematisiert, die zusätzlichen Themen Angst und Depression überfordern jedoch die Gruppe und werden daher von Betroffenen oft nicht angesprochen.

Zum Verständnis: Was sind die Zusammenhänge zwischen Sucht, Angst und Depressionen?

Oft bedingen sich Sucht und Depression. Süchtige greifen zu Suchtmitteln, um ihre Depression zu therapieren, und der Suchtmittelkonsum macht durch seine schädigende Wirkung selbst depressiv. Drogen reduzieren das Bewusstsein und wirken somit schmerzlindernd - nicht nur im körperlichen, sondern auch im psychischen Sinne. Besonders Alkohol wirkt stark dämpfend, baut Ängste und Barrieren ab, enthemmt und wirkt (anfangs) sexuell stimulierend. Eine Depression aber schafft Defizite in genau diesen Bereichen: Sie macht kontaktscheu, lustlos und müde, sie verringert das Selbstwertgefühl und das Verlangen nach Sex. Es ist also nicht verwunderlich, dass Alkohol die bevorzugte Droge vieler Menschen mit Angststörungen ist.

Depressionen führen dazu, dass der Serotoninspiegel im Hirn sinkt. Da Serotonin für unser Wohlbefinden eine entscheidende Rolle spielt, und Sucht mittel den Serotoninspiegel kurzzeitig anheben, trinken viele Depressive Alkohol, um den Mangelzustand zu beheben. Das ist aber eine 'Milchmädchenrechnung', denn auf längere Sicht sinkt der Serotoninpegel im Hirn durch Alkoholkonsum immer weiter ab.

Rückfälle sind also unter anderem darauf zurückzuführen, dass das Hirn weiter nach stimulierenden Substanzen (z.B. Alkohol) 'verlangt', um den gewohnten Dopaminspiegel wiederherzustellen. Nach Entzug des Alkohols dauert es eine Weile, bis sich der Dopaminhaushalt wieder auf ein Normalmaß eingepegelt hat. Da auch eine Depression direkt auf das Dopaminsystem einwirkt, ist es wichtig, Sucht und Depression gemeinsam zu behandeln.

Auch Depressionen, die scheinbar erst durch den Alkoholkonsum hervorgerufen wurden, müssen behandelt werden. Schließlich wirkt jede Depression über eine Veränderung der Hirnstruktur so massiv auf die Persönlichkeit ein, dass es ohnehin nicht möglich ist, zum psychischen Urzustand 'vor dem Trinken' zurückzukehren. Ein depressiver Mensch ist ein depressiver Mensch, egal, wodurch seine Depressionen ausgelöst wurden.

Beide Erkrankungen - die Sucht und die Depression - müssen schon deshalb parallel behandelt werden, weil sie sich gegenseitig verstärken. Es ist also nicht ausreichend, bei einem depressiven Alkoholiker eine Entgiftung vorzunehmen: In der Entzugsphase nehmen die (unbehandelten) Depressionen extrem zu. Das liegt zum einen daran, dass der Dopamin- und Serotoninspiegel absinken, was an sich schon depressiv macht, zum anderen aber auch daran, dass der depressive Patient nun 'ungeschützt' mit sich selbst konfrontiert ist. Alle die Depression auslösenden und verstärkenden Faktoren drängen nun an die Oberfläche des Bewusstseins, und das zu einem Zeitpunkt, wo die Entgiftung Körper und Psyche ohnehin schon übermäßig stark beansprucht.

Psychotherapie sowie die Behandlung mit Antidepressiva sind daher häufig ratsam. Das setzt jedoch eine genaue Diagnostik voraus und eine Auseinandersetzung der betroffenen Menschen mit beiden Themen, Sucht und Depression, sowie deren Wechselwirkungen und Behandlungsmöglichkeiten. Aber auch Sucht-Selbsthilfegruppen haben in diesem Zusammenhang einen wichtigen Stellenwert. Menschen mit Sucht-Angst-Depressionsproblematik haben oft im Laufe der Erkrankung ihre Partner, Freunde und andere Bezugspersonen verloren, so dass der regelmäßige Besuch einer Gruppe dazu dienen kann, den Teufelskreis von Einsamkeit und Suchtmittelkonsum zu durchbrechen. Die Wiederherstellung eines gesunden Selbstwertgefühls sowie eines tragfähigen sozialen Umfelds erhöht die Chancen für eine langfristige Abstinenz. Die Selbsthilfegruppe bietet eine gute Plattform, wieder in Kontakt zu kommen und sich über mit Leidensgenossen über die eigenen Themen auszutauschen. Wenn es zusätzlich zum Suchtthema auch um Angststörungen und/oder Depressionen geht, sollten Sucht-Selbsthilfegruppen Kontakt zu Ärztinnen oder Kliniken aufnehmen, die Fachkompetenz zu diesen Themen in die Gruppe bringen können und damit Betroffene ermutigen, sich Diagnostik und Behandlung zu unterziehen.

In Neuruppin wird vor diesem Hintergrund seit ca. zwei Jahren mit großem Erfolg in den Selbsthilfegruppen des Lebenssinn e.V. ein Modell erprobt, das ein spezifisches Unterstützungsangebot als Selbsthilfegruppe für Sucht plus Angststörung und/oder Depressionserkrankung bereitstellt. Als ‚Geburtshelfer’ bei diesem Prozess fungierte die Salus Klinik Lindow in Brandenburg, die aufgrund der Fachabteilungen Sucht und Psychosomatik mit den verschiedenen Krankheitsbildern vertraut ist und über reichhaltiges Fach- und Erfahrungswissen verfügt.

Die gelungene Kooperation zwischen Sucht-Selbsthilfe und medizinisch-psychiatrischer Fachkompetenz...

...hat in Neuruppin dazu geführt, dass betroffene Menschen angemessene Unterstützung innerhalb von Selbsthilfegruppen finden und ermutigt werden, sich neben dem Suchtthema diagnostisch und therapeutisch mit ihrer Angst- und/oder Depressionserkrankung auseinanderzusetzen.



Informationen:

Fachverband Drogen und Rauschmittel e.V.
Büro Potsdam, Martina Arndt-Ickert
Tel.: 0331/9678344
Mail an Martina Arndt-Ickert

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5 Antworten:

Benutzer gelöscht?

27.06.2012 19:24

Vom Frage-Steller selbst

Hallo und danke an alle,
erst mal meinem Kollegen Rainer,du hast recht selbst ehemalige abhänige verstehen offenbar nicht das es hier einen imensen Bedarf an neuen Behandlungsmethoden gibt.
Angst aushalten, geht bis zu einem gewissen Grad der Erkrankung,wer einen solchen starken Grad oder Ausprägung der Angst nicht hat und kennt, sollte sich bitte nicht anmasen etwas zu raten oder uns Beroffenen zu unterstellen wir würden ausflüchte suchen.
Das ist völliger unsinn,es geht darum das es alternativen zum normalen Entzug geben muss.Ich habe selbst 4 Stunden an der Türe der "netten" Ärztin gewartet bis ich in der Entzugsklink vorgelassen wurde.
Dazu muss man sagen das auch die Kassen mit ihren 21 Tagen Entzugszeit an der falschen Stelle sparen.Jemanden der auf 10 mal 1mg Tavor täglich ist den kann man nicht runterbomben in dieser Zeit.Das istu.a. der Grund warum so viele Entzüge scheitern...Ich habe vor hier bei uns im Rems-Murr Kreis eine Selbsthilfegruppe diesbezüglich zu starten.Viel Abhänige wissen nicht mal von Ihrer Grunderkrankung,weil sie diese seit Jahren mit z.B.Alk abgekillt haben...
Also weniger Vorurteile bitte keiner braucht sowas wie eine Ausrede für seine Sucht,wie wissen warum es so gekommen ist.

An den gläubigen Herrn...besten dank, aber Wunder auch die warten viele...leider sind diese nicht auf abruf möglich und bitte nicht mit solchen Menschen die krank sind solche "spielchen"treiben!
Mach doch mal mein Konto durch ein Wunder prall...
das wäre Nächstenliebe vom feinsten!!!Aber da hört
en die Wunden auf,gell...

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Benutzer gelöscht?

22.06.2012 11:39

Ja ist leider noch so das Suchterkrankungen meist isoliert betrachtet werden, erst seit kurzem geht man dazu über komorbide Erkrankungen zu sehen und mit zu behandeln.

Ist leider heute noch so das in vielen Suchtkliniken mehr Erwachsenerziehung in Form von geregelten Tagesablauf erlernen, Küchendienst, Ergotherapie usw. praktiziert wird und Sucht bzw. das Suchtmittel im Vordergrund steht statt die eigentlichen Probleme die zur Sucht geführt haben zu beleuchten und anzugehen.

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mireho

22.06.2012 08:10

Ich kenne Angstzustände, allerdings aus dem Suchtbereich heraus. Vor allem aber weiss ich aus Erfahrung, das alles versucht wird um von der Suchtproblematik abzulenken. (Alkohol, 22 Jahre Abstinenz)

Der obige Artikel, sachlich sicherlich richtig (jedenfalls will ich ihn hier nicht anzweifeln,) Hat allerdings ein Potential, um für eine Alibi Verwendung benutzt zu werden, ob man sich dessen bewußt ist oder nicht. Die These, daß bei Sucht das Suchtmittel (überhaupt alle Suchtmittel) bekämpft werden müssen, wird dadurch aufgeweicht.

Ich will nicht bezweifeln, dass es Fälle gibt, bei denen es angebracht ist, oder sogar notwendig ist, Medikamente zu verwenden. Aber wo es möglich ist, sollte man anstreben, ohne auszukommen. (Psychotherapie, - Selbsthilfegruppe ) Ein (ehemals) Suchtkranker neigt viel viel eher dazu, von einem Medikament abhängig zu werden als Andere Personen.

Für den Arzt ist es die leichtere Lösung, ein Griff zum Medikamentenblock, … erledigt, … der nächste Patient. - Für den Patienten auch, ein Griff zur Pille, … und es wird besser! (Von der Pulle zur Pille) Ich habe oft davon gehört, daß ein Alkoholiker ein paar Jahre später wieder in einr Suchtstation gelandet ist, diesmal mit einer Medikamentenabhängigkeit.

Das soll allerdings nicht zu Alleingängen oder Gewaltaktionen raten. -

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Benutzer gelöscht?

22.06.2012 01:04

Hallo Oly,
natürlich sind die Ausführungen richtig. Aber sie überfordern die Psychiatrie und damit auch viele User hier. Die einfache Lehre (oder eher Leere!), Sucht bekämpfen, Angst aushalten, ist fest in den Köpfen verankert.
Gruß
Rainer

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Claus F. Diet…

22.06.2012 00:53
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