Langjähriger Schmerzpatient

Anonymer Benutzer
Frage gestellt am
10.08.2008 um 10:13

Bin seit nunmehr 11 Jahren chronischer Schmerzpatient. Mein Leben hat sich durch die Schmerzen wesentlich verändert. Ich muss mit zahlreichen Einschränkungen leben.
Z. B. kann ich keine Busfahrten oder längere Autofahrten machen, keine Fernreisen mit dem Flugzeug, ich kann nicht mehr im Büro arbeiten (langes Sitzen), ich darf keine körperlich schweren Arbeiten erledigen. Ich kann nachts oft nicht durchschlafen wegen der Schmerzen. Bin im Laufe der Jahre immer weniger belastbar geworden und hatte öfter Nervenzusammenbrüche.
Meine Frage an alle ähnlich Betroffenen: Wie kommt ihr mit jahrelangen Schmerzen zurecht? Wie geht ihr damit um? Welche Aus- und Nebenwirkungen haben die ständigen Schmerzen auf euer Gesamtbefinden?

Patientendaten

Eingetragen durch: Patient
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11 Antworten:

Anonymer Benutzer

14.08.2008 20:18

Vom Frage-Steller selbst

Danke für die zahlreichen Beiträge und Anregungen. Das hilft mir schon ein wenig weiter. Machen kann ich eigentlich noch alles, außer bestimmte sportliche Bewegungen, langes Sitzen, langes Liegen (Nachts nur mit Schmerzmittel), tragen und heben schwerer Lasten (kommt ja nicht so oft vor). Die Einschränkung bei mir bezieht sich darauf, dass die Schmerzen oft ganz plötzlich, ohne erkennbaren Grund auftreten, auch bei feuchtkaltem Wetter. Man kann also nichts Planen oder muss ständig Schmerztabletten in der Handtasche dabei haben, damit man immer für den Akutfall gerüstet ist.
Dadurch fühle ich mich unfrei, weil der Schmerz verlangt von mir Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme, die ich ihm gar nicht einräumen will!
Des weiteren bin ich leider nicht mehr so leistungsfähig wie früher. Das stört mich auch gewaltig. Durch den Schmerz wird man immer wieder ausgebremst. Ich wäre ohne die Schmerzen viel agiler und aktiver.
Ich bin ja von Natur aus ein lebensfroher Mensch mit Kreativität und Schaffensdrang. Bloß der Schmerz kommt mir immer dazwischen. Er ist einfach eine permanente Störung.

LG
gundula

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Hypericum
Benutzerbild von Hypericum
14.08.2008 15:26

Hallo,
chronische Schmerzen sind - wie Du richtig schilderst - eine Einschränkung, die das gesamte Leben verändern kann. Da Du fragst, wie andere damit umgehen, so kann ich nur aus meiner eigener Erfahrung berichten, daß mir die physiothrerapeutischen Begleitbehandlungen sehr gut helfen. Außerdem ist Ablenkung für mich das beste. Doch das ist bei Dir sicherlich schwieriger als bei mir. Hattest Du schon einmal oder immernoch Psychotherapie als begleitende Maßnahme? Sicher ist das sehr sinnvoll, ebenso wie die Gabe von Antidepressiva (unabhängig davon, ob man depressiv ist, das ist wichtig ! !) Denn mit der Zeit werden Schmerzpatienten psychisch so stark belastet, daß sich alles nur noch um ihren Schmerz dreht und der Kreislauf sich selbst am "Leben" erhält, so daß die Schmerzbekämpfung der Psyche quasi gar keine Chance mehr hat, sich selbst zu helfen oder zu unterstützen. Aus meiner Erfahrung sind die seelischen oder psychologieschen Hilfen sicher am Besten, auch wenn es anfangs etwas unlogisch klingt. Aber es stimmt wirklich. Man muß darauf vertrauen und auch der Hilfe zur Hilfe eine Chance geben. Mach eine kurze Inventur Deines Lebensstatus und schreib auf, was Du alles noch machen kannst. Such Dir davon etwas aus, was Dir besonders viel Spaß oder Freude bereitet. Bereichere Dich dann genau daran und suche möglichst nicht danach, was Du evtl. gewiß nicht machen kannst. DAs würde Dich vielleicht nur noch mehr runterbringen. Ich weiß, das alles, was ich so schreibe, ist leicht mal so "dahergesagt", doch immerhin einen Versuch wert, wenigstens darüber etwas nachzudenken, damit auch etwas abzuschalten und vielleicht eine andere Perspektive zu bekommen.

Wünsche Dir trotz Allem alles erdenklich Gute !
Lieber Gruß
Hypericum

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Anonymer Benutzer

14.08.2008 07:36

Vom Frage-Steller selbst

Das Ibuprofen nehme ich jetzt bestimmt schon 5 Jahre. Mein Arzt sagte mir, das ist für Langzeiteinnahme geeignet, weil es auch Rheumatiker lebenslang einnehmen müssen.

Mittlerweile habe ich den Eindruck gewonnen, dass es zum Thema Schmerzbehandlung eine Vielzahl von Meinungen, Medikamenten und Therapieformen gibt. Die Kunst ist es nun, das herauszufinden, was für einen persönlich optimal ist.
In den letzten Jahren habe ich bereits eine Vielzahl von Behandlungsformen durchprobiert, leider ohne Erfolg. Ich suche nun nach dem idealen Medikament, welches ich langfristig einnehmen kann, welches die Schmerzen gut im Griff hat und wo sich auch die Langzeit-Nebenwirkungen in Grenzen halten.
Leider vertrage ich nicht jedes Medikament. Einiges konnte ich da also schon ausschließen.
Ich brauche die Medikation ja nicht ständig, sondern punktuell vorwiegend nachts und auch manchmal tagsüber, wenn ich eine Situation habe, wo die Schmerzen akut entstehen.
Also zwei unterschiedliche Schmerzmittel, die ich aber parallel verwenden kann und die sich gegenseitig nicht negativ beeinflussen.

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Anonymer Benutzer

13.08.2008 23:47

Hallo !
Da muß ich erstmal ein paar Fragenstellen.
Bei was für einem Arzt bist Du in Behandlung ?
Wie oft und wie lange nimmst Du schon Ibuprofen ?

Davon ab Ibuprofen sollte man auf keinen Fall länger als ein Jahr regelmäßiö nehmen,macht abhängig und hat erhebliche Langzeitnebenwirkungen.
Ein Schmerztherapeut ist Dir dringend anzuraten möglichst mit psychologischem Hintergrund (war gerade mehrere Monate in der Psychsomatik Bad Bramstedt wegen chronischer Schmerzen)
Ich selbst habe mehrere Bandscheibenvorfälle und bin über Ibuprofen , Tramal , Oxygesic jetzt bei Morphanton als Schmerzmedikament angekommen.Und mußte feststellen viel zu spät.Es ist sehr gut verträglich , kostenlos und meine Schmerzen sind von Dauerschmerzstärke 8 auf 4 mit kleinen Ausreißern gesunken.
Ich bin inzwischen Frührentner und habe auch zu lange die psychischen Auswirkungen als Schmerzpatient unterschätzt.Bin jetzt in regelmäßiger psychologischer Behandlung und kann wenigstens meinen Alttag wieder bewältigen.

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darkstar

13.08.2008 22:15

Hallo!
Ich habe seit 18 Jahren pausenlos Kopfschmerzen vom Spannungstyp, davor traten sie in immer kürzeren Intervallen auf. Dazu habe ich Migräneanfälle, gegen die mir Ascotop nasal hilft. Angeblich habe ich auch Fibromyalgie, aber mein ganzer Körper ist mit den Jahren immer schmerzempfindlicher geworden, nicht nur die Gelenke.
Mir helfen: mittags tägliches Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson. Dadurch bauen sich muskuläre Verspannungen nicht ganz so stark auf. Diese Nacken- und Schulterverspannungen können die Kopfschmerzen verstärken, aber auch z.B. extreme Handgelenkschmerzen verursachen, die mich zeitweise sehr quälten. Durch die Entspannungsübungen habe ich geschafft, was die Orthopäden nicht erreichten: Kaum noch Gelenkschmerzen und volle Arbeitsfähigkeit.
Außerdem habe ich viele Jahre Verhaltenspsychotherapie gemacht, um zu lernen, meine Verhaltens- und Denkweisen, die aus meiner sehr schwierigen Kindheit und Jugend herrühren, so zu verändern, daß es ich mit mir besser umgehe.
Seit sechs Jahren nehme ich Doxepin ein. Niedrig dosiert können Antidepressiva, Antiepileptika und Betablocker die Schmerzschwelle verschieben. Dadurch konnte ich erleben, daß mir im Notfall ein Schmerzmittel wie ASS Linderung brachte. Davor wirkten Schmerzmittel in der zulässigen Dosierung bei mir nicht (inklusive Opioide).

Ich wünsche Dir Linderung und denke, daß die Möglichkeiten bei Dir bestimmt noch nicht ausgeschöpft sind. Wie Du an meinem Beispiel siehst, gehen die Schmerzen dadurch vielleicht nicht weg, werden aber kontrollierbar. Eine Kombination mehrerer Dinge, die allein nur moderate Effekte haben, kann insgesamt einen guten Effekt haben. Das Herumprobieren kann Dir leider niemand abnehmen, aber es lohnt sich z.B. ein schmerztherapeutisches Kolloquium aufzusuchen, wo Dich ein Team von diversen Fachärzten gemeinsam und koordiniert untersucht und einen Therapievorschlag erarbeitet.

Meine Schmerzen wurden im Alter von 13 Jahren chronisch, was zuerst sehr schwierig war. Mein Abitur habe ich gut bestanden, das Studium auch und die Doktorarbeit gerade mit "summa cum laude" in der Krebsforschung. Seit sieben Jahren habe ich eine 60-Stunden-Woche (mindestens) und bin auch mal nachts oder am Wochenende im Labor.

Ich habe versucht, dem Leben soviel wie möglich abzuringen: Beruf, Kunst, Partner, Freunde, politisches Engagement. Die Gratwanderung zwischen Überforderung und angemessener Belastung ist nicht leicht. Ich hatte auch schon mal Burnout-Symptome, aber die sind vorbei.

Falls Du noch etwas wissen möchtest, antworte ich gerne.

P.S.: Ein Professor, den ich kenne, hat wegen seiner Schmerzen dieses Forschungsgebiet gewählt. Er arbeitet am Stehpult oder mit dem Laptop auf dem Buch auf dem Feldbett in seinem Büro. Flüge übersteht er nur mit Opiatspritze. Und wenn er einen Migräneanfall hat, lenkt er sich durch musizieren ab.



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Anonymer Benutzer

13.08.2008 10:06

Vom Frage-Steller selbst

Mein Arzt, bei dem ich seit mehr als 5 Jahren in Behandlung bin, will mich nun nicht weiter behandeln, er hat mich zum Psychologen überwiesen. Er geht mit mir um, als ob ich ein Hypochonder wäre und als ob ich mir die Schmerzen nur einbilden würde.
Eine weitere Schmerztherapie verweigert er mir. Er sagt, die bekomme ich erst, wenn ich beim Psychologen war.
Vielleicht steckt da auch die Krankenkasse dahinter, weil meine Behandlung wohl schon zu lange dauert und denen vielleicht zu teuer ist ...
Ich finde das ganze gar nicht witzig!

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Anonymer Benutzer

13.08.2008 06:22

Vom Frage-Steller selbst

Ich bin damals von Ibuprofen 400 auf 600 umgestiegen, weil ich gemerkt habe, dass die Wirkung zu schwach ist. Mein Arzt verhält sich ziemlich passiv. Der macht keinerlei Vorschläge. Dem muss man alles aus der Nase ziehen. Viele Infos hole ich mir inzwischen aus dem Internet und spreche ihn danach konkret darauf an. Anders läuft es bei ihm nicht.
Das Problem bei mir ist in erster Linie der chronische Schlafentzug, weil ich die Schmerzen vorwiegend nachts habe. Ich habe seit 11 Jahren keinen normalen Schlaf mehr.

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Piddi
Benutzerbild von Piddi
13.08.2008 00:18

Ich habe seit ca.8 Jahren chronische Schmerzen und kann mir durchaus vorstellen,was du täglich mit durch machst.Wenn du aber solche Schmerzen verspürst, dann verstehe ich nicht ,warum dein Arzt dir kein stärkeres Medikament verschreibt, zum Beispiel Novaminsulfon Tropfen,oder Ibuprofen 800...oder ...oder!Ich nehme Tilidin und komme damit bestens zurecht!Du musst ja mal irgendwann,auch wenn nur für wenige Stunden am Tag,schmerzfrei sein...sonst tickst du ja ab!!!Ich wünsche dir alles Gute...viele Grüsse von Piddi

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Anonymer Benutzer

11.08.2008 07:06

Vom Frage-Steller selbst

Mich würde auch interessieren: wie vereinbart ihr berufliche Tätigkeit und chronische Schmerzen? Für mich ist das im Moment die größte Frage. Habe eine Schwerbehinderung von 20 Prozent. Kann offiziell täglich 6 Stunden arbeiten. Theoretisch.
Praktisch ist es aber so, wenn ich in einer Schmerzphase bin, falle ich immer wieder durch Krankheitstage aus.

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Anonymer Benutzer

11.08.2008 06:56

Vom Frage-Steller selbst

Ich will mich nach all den Jahren immer noch nicht mit meiner Situation abfinden. Ich kämpfe immer noch. Ich habe die Illusion, doch irgendwann wieder gesund zu sein.
Die Lebensqualität hat sich natürlich stark verändert. Insbesondere der Bewegungsradius hat sich eingeschränkt. Man will raus, was unternehmen. Und die Krankheit bremst einen ständig.
Danke für die guten Wünsche.

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Benutzer gelöscht?

10.08.2008 19:30

Ja es ist schon zermürbend wenn du so viele Einschränkungen hin nehmen musst. Ich kenne dass. Nehme auch schon etliche Jahre Schmerzmedikamente und seit 3 Jahren geht ohne Morphium gar nichts mehr.
Ein Patentrezept gibt es leider nicht. Du musst halt lernen damit zu leben.
Ich Meditiere viel um zur Ruhe zu kommen, lass mich akupunktieren hab einen TENS der mir als etwas Erleichterung bringt.
Aber die alte Lebensqualität bringt das alles nicht zurück. Ich habe meine Ansprüche halt etwas angepasst und neue Prioritäten gesetzt.
Alles Gute für dich, ich hoffe dass du auch einen Weg für dich findest. LG Stefan

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