Einmal bipolar, immer bipolar

Anonymer Benutzer
Frage gestellt am
12.11.2010 um 19:49

Mein Freund hat vor 15 Jahren während eines Klinikaufenthaltes die Diagnose Manisch Depressiv gestellt bekommen. In meinen und auch seinen Augen ist er nicht manisch, nicht mal hypoman, doch bekommt er diese alte Diagnose nicht weg, da jeder Klinik die alten Berichte vorliegen. Bin nun seit über einem Jahr mit ihm zusammen, habe keinerlei Anzeichen für hypomanes Verhalten bemerkt. Er ist für mich chronisch depressiv und das seit seiner Kindheit. Er bekommt somit auch nicht die richtigen Medikamente. Er ist nun in den letzten Jahren 5 mal in einer Psychiatrie gewesen- meist um die 12 Wochen und direkt nach der Entlassung ging es ihm wieder schlecht- Rolläden runter, im verdunkelten Raum sitzen, Post nicht öffnen, nicht ans Telefon gehen, etc. Solange er in dem geschützen Raum Klinik ist, geht es ihm einigermaßen, doch sobald er Draußen ist, bricht er wieder zusammen. Momentan ist er wieder in einer Psychiatrie und wir alle möchten, daß er dieses mal richtig behandelt wird und endlich leben und Freude empfinden kann!

Patientendaten

Geburtsjahr: 1963(47 Jahre)
Geschlecht: männlich
Gewicht: 80,0 kg
Größe: 183,0 cm
Eingetragen durch: Angehöriger
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1 Antworten:

berry345

14.11.2010 13:55

Hallo!

Die Krankheit bipolare Störung verläuft bei jedem Betroffenen anders.
Sehr oft haben Familienangehörige über verschiedenen Generationen verteilt KrankheitsSymptome gezeigt.
Zum Beispiel ungebremster Redefluß, Sprunghafter Themenwechsel in Taten, Plänen und im Gespräch,
größenwahnhafte Gedanken (sonderbeauftragte/r Lebensretter, etc.), starker Geldverbrauch, Einschlafstörungen, viel zu frühes morgendliches Wach werden,
leichte Ablenkbarkeit, Konzentrationsmangel, anstatt anderen zuzuhören Tagträumen nachzuhängen, Vergesslichkeit.
Manche Betroffene versuchen mittels Alkohol die wiederholt auftretenden AntriebsTiefs in Griff zu bekommen, werden dabei aber zusätzlich belastet, weil ihr Selbstbewußtsein durch die Aburteilung (Du abhängige/r Versager/in/Alkoholiker/in) ihres persönlichen und beruflichen Umfelds sehr angeschlagen wird.
Die andere Seite der bipolaren Störung, die depressive ist massiv belastend für die Betroffenen.
Deshalb ist die Gefahr eines Suizid-Versuchs am höchsten, wenn der/die Betroffene gegen Ende der depressiven Phase anfängt aktiver zu werden. Weil er/sie so ein in seinem Körper gefangen zu sein nicht nocheinmal erfahren will.
Der/die Betroffene muß wissen:
er/sie hat keine Schuld am Entstehen der Depression!
Es gibt manchmal so etwas wie man könnte sagen ein auslösendes Ereignis.
Damit muß man abgrenzen: es meint keinen Grund im Sinne von einem Schuldigen Verursacher der Depression!
Dieses auslösende Ereignis macht manchen Menschen gar keinen Stress.
Aber die anderen Menschen, die schon seit ihrer Geburt körperlich und/oder seelisch/psychisch weicher/sanfter/schwächer gebaut sind, diese erleben massivsten Stress in solchen Lebensabschnitten.

Solch ein Ereignis kann der schmerzhafteste Einschnitt in das bisher "normal" verlaufene Leben von Betroffenen sein.

Dieser Meilenstein in der Lebensgeschichte von Betroffenen zwingt sie sich einzugestehen: sie haben die Veranlagung, depressiv, bipolar und manisch auf Stress zu reagieren.

Z.B. typischer Stress ist:
Trennung von nahestehenden Personen;
Mobbing oder berufliche Verausgabung;
zu wenig Schlaf (Nachtarbeit);
sportliche oder diätetische Auszehrung (=zu wenig Fett,zu wenig gesundes pflanzliches Öl, zu wenig Zucker und Eiweiße und Vitamine oder Mineralstoffe);
Magersucht; Bulimie;
Wohnortswechsel;
Ärztliche Feststellung bzw. Diagnosestellung einer Erkrankung z.B. Encephalitis Disseminata, Parkinson, Schlaganfall und ihrer folgenden Beeinträchtigungen in der Lebensqualität
und vieles mehr.

Äußerst häufig passiert es, dass Betroffene endlich eine gute medikamentöse Behandlung finden, was nicht leicht ist. Dann geht es ihnen gut.
Der Trugschluß, der dann entsteht ist: Mir geht es jetzt gut, also gehe ich nicht mehr zum Neurologen/Psychiater und nicht mehr zur Psychotherapie und ich nehme die Medizin nicht mehr (regelmäßig) ein.

Wenn ich diesen Gedanken weiterspinnen darf:
"Ich bin gesund!
Ich bin geheilt!
Die Mediziner können nichts - ich kann mehr!
Ich kann alles!
Ich bin frei!"
Das geht gefährlich in Richtung Manie/Größenwahn.
Und das nicht akzeptieren wollen, dass man eine Schwäche/Krankheit hat gehört zu allen Formen Depression,Manie und Bipolar.

Nur weil ich mich im Moment wohl fühle, ist das keine Garantie immer ohne Hilfe (Medizin, Ärzte, Gesprächstherapie) klarzukommen.

Lebenslang medikamentöse und ärztliche Begleitung von fachkundigen gleichbleibenden Personen ist lebensnotwendig für Betroffene.

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