Ich weiß mir keinen Rat mehr, ich kann nicht mehr
- Medikament: Tavor Krankheiten: Angst, Unruhe
- Medikament: Promethazin Krankheiten: Angst, Unruhe
- Medikament: Citalon Krankheit: Depression
Hallo, heute muss ich mich selbst mal zu Wort melden und ich empfinde es für mich durchaus irgendwie als Versagen, doch ich kann nicht mehr. Seit Monaten nur rennen, rennen, rennen oder Fahrrad fahren, immer sinnlos, ziellos durch die Gegend, egal, ob Tag oder Nacht. Keine Ruhe, kein Schlaf, kaum die Fähigkeit was zu essen und meinem Haushalt komme ich nicht hinterher, was mir extra noch Panik macht. Ich bin zu keinen zielgerichteten Handlungen mehr fähig, immer nur am Rasen, auch in der Wohnung, dann schaffe ich es mal, zwei Schränke Staub zu wischen und dann bleibt das Staubtuch liegen und der Rest Staub auch. Am meisten stört mich die Unordnung, doch ich schaffe es nicht und es macht auch nicht viel Sinn, was wegzuräumen, ich brauchs ja gleich wieder, wenn ich wieder etwas anderes anfangen muss. Mein Körper kann nicht mehr. Seit zwei Wochen ist es noch heftiger als schon das ganze letzte halbe Jahr. Den Sommer über war es hauptsächlich die durchgehende Panik, doch da half es immer mal, wenn ich draußen lange herumgerast bin. Danach konnte ich mich manchmal hinlegen, eine halbe Stunde Pause und nachts manchmal auch 1 ½ oder zwei. Das Aufwachen war allerdings die Hölle, doch ich wusste, nur das bringt irgendwann mein Nervensystem ein wenig zur Ruhe. Wobei – hinlegen – meist sitze ich nur im Bett, liegen geht dann nicht, mein Körper bäumt sich unerträglich auf. Aber ich hatte es immer wieder geschafft. Trotz wahnsinniger Schmerzen, trotz Panik.
Jetzt ist es anders. Es ist eine unerträgliche Anspannung dazu gekommen. Den ganzen Tag starkes Zittern, so dass ich kaum was machen kann, den ganzen Tag Hyperventilation, die nur kurz aufhört, wenn ich die Luft anhalte und jeder Atemzug klingt wie ein alter Blasebalg, es ist peinlich, wenn mir Leute begegnen. Meist halte ich dann die Luft an. Manchmal ist es sogar so schlimm, dass ich fast schreie bei jedem Atemzug, dann renne ich durch den Wald und hoffe, mir begegnet keiner. Es ist einfach nur peinlich. Musste letztens mit meiner Tochter in so einem Zustand einkaufen gehen, es war die Hölle. Eine entsetzliche Depression ist dazu gekommen, obwohl ich alles tue, um sie zu verhindern. Ich schlucke seit einiger Zeit Johanniskraut, gehe jeden Tag bei jedem Wetter raus, nutze jeden Augenblick, wo ich mal jemanden treffe, mit dem man mal drei Wörter reden kann. Ich versuche Hoffnung zu finden, doch ich finde keine. Schon lange nicht mehr. Und mein Dauerzustand ist ja auch nicht dazu angetan, dass es Hoffnung geben kann. Ich versuche Sinn zu finden. Doch ich finde keinen seit Jahren schon. Meine Zukunft ist ein Blick in ein völlig schwarzes, einsames Loch. Ich wünsche mir nur noch tot zu sein, aber ich muss noch weiter kämpfen, meine Tochter ist noch in der Ausbildung. Aber ich halte es irgendwie nicht mehr aus. Immer allein, immer diese elenden körperlichen Zustände, immer diese Perspektivlosigkeit. Ich wollte noch nie für mich leben und jetzt soll ich es können? Und wenn – wofür? Was soll ich machen mit diesem Leben, das mir nur solche Zustände gibt? Ich versuche mit aller Kraft mir immer wieder zu sagen, ach, heut scheint die Sonne, ist doch toll, ach, dort ist ein Vogel, das gefällt mir. Die Blätter fallen so leise von den Bäumen, ich mag das. Ich genieße bewusst jede Sekunde, wo ich mal halbwegs atmen kann. Doch an meinem Zustand ändert es nichts. Leider bringt mir die Depression nicht nur Antriebslosigkeit sondern viel mehr eine entsetzliche Getriebenheit, sie lässt mich rasen Tag und Nacht ins Leere. Es bringt nichts. Außer Gewichtsverlust. Und das alles, ohne, dass irgendwas passiert ist.
Nun war ich endlich in einer Klinik zum Vorgespräch, sollte meine einzige Chance sein, damit es vielleicht mal besser wird, doch dort sagte man mir, mir ginge es viel zu schlecht, als dass man mich für eine Therapie aufnehmen möchte. Jede Suche, die ich starte, landet in Sackgassen, auch der Psychosoziale Dienst findet nichts, womit man mir helfen kann. Seit gestern versuche ich nun Citalon zu nehmen,doch das Zeug bringt mich um. Mag sein, dass das nicht so schlimm wäre, wenn der Allgemeinzustand etwas besser wäre, doch ich habe keine Kraft mehr für nichts, nun noch so eklige Nebenwirkungen, ich bin am Verzweifeln und habe doch so viele Jahre alles allein geschafft, obwohl es mir nie gut ging. Was kann ich tun, ich kann nicht mehr weiter.
Lieben Gruß, kia