16 Jahre Seroxat

migga
Benutzerbild von migga
Frage gestellt am
01.02.2011 um 16:01

Mein Mann nimmt seit 16 Jahren Seroxat.
Er hatte einen Unfall und verlor sein Augenlicht (Netzhaut zerstört) und er hatte eine schwere Gehirnerschütterung. Nach Wochen des Nichtwissens wie es weitergeht mit dem Augen und grossen
Hoffnungen fing er an unruhiger (verständlich) und furchtbare Kopfschmerzen zu bekommen, d.h.,
wie Stromschläge im Kopf bis in die Fingerspitzen mit Schwindel usw.

Dann hatte der Hausarzt eine gute Idee : Seroxat (10mg wenn ich mich gut erinnere). Es sollte nicht
abhängig und nur etwas ruhig stellen und ansonsten nicht gefährlich sein.

Nach Monaten hieß es dann vom Hausarzt aus :"Setzt du das nicht ab - das muß doch gehen ... usw"

Aber - es ging nicht - was setzte natürlich ein sobald mein Mann versuchte die Seroxat abzusetzen,

Schwindel, als ob er nicht mehr ganz bei sich wäre (Matschbirne) und natürlich die "Stromschläge" vor denen er am meisten Angst hatte.
Außerdem war er selbständig und konnte und wollte nicht aufgeben. (Jung verheiratet, kleine Kinder usw).
Also brach eher Panik aus, wenn es hieß, willst du es nicht noch einmal versuchen abzusetzen (SEROXAT).
Hatte mein Mann dann einmal vergessen es zu nehmen, dann rannte er quasi nach Hause um es zu holen. Angst vor den Folgen.

Hinzu kamen viele Untersuchungen an der zerstörten Netzhaut, viele Besuche in Kliniken und Neurologen - ebenfalls auch wegen dem Absetzen von Seroxat und den Veränderungen, die mit meinem Mann vor sich gingen: Er wurde nervöser, ungeduldiger, unbeherrschter und so zirka nach
einem halben Jahr erlebte ich meinen Mann bei einer nichtssagenden Angelegenheit wie er "fast" ausrastete mit einem ihm sehr gutbekannten Person. Aber anscheinend empfand er das nicht so!

Man muß dazu sagen, aus heutiger Sicht, erscheint mir auch vieles klarer und das ich damals wohl auch
einiges falsch gemacht habe und nicht fest darauf bestanden habe: Das Ding durchzuziehen. (Seroxat absetzen)

Eine lange Odysee erfolgte dann : von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik, bis mein Mann eines Tages auch
nicht mehr wollte. Weil erstens jeder etwas anderes sagt und die Hilfe eigentlich auch nur Ratlosigkeit
war (ohne Vorwurf). Ausserdem wollte man ihm schon andere Psychopharmaka geben (Jahre her), da
habe ich abgewehrt, weil ich noch immer nicht begriffen hatte : "Was Seroxat bedeutet!!!!"

Kurz gesagt, mein Mann schaffte es nicht die Seroxat abzusetzen. Nicht aus schlechtem Willen, sondern
einfach, weil wieder andere Unfälle geschahen oder es beruflich gerade nicht machbar war.
Ausserdem - so deutlich wie das heute auf den Beipackzetteln steht, war das damals nicht der Fall.

Also mittlerweile ist es so, dass meinem Mann nichts anderes übrig bleibt als die 'Karre bei voller Fahrt rumzureißen".
Die Persönlichkeitsveränderungen sind groß und es muß etwas geschehen!

Mein Mann hat auch schon damit angefangen : Rausschleichen aus dem Medikament "SEROXAT" 20 mg

2 Tage : 20 mg
1 Tag : 15 mg

Das praktiziert er jetzt seit 10 Januar so, dieses Muster kann er noch eine Woche so machen,

dann sollst komplett runtergehen auf 15 mg.

Wenn die alle weg sind : 10 mg

ABER: leider fangen seit 3 - 4 Tagen die alten Symptome wieder an und dann ist die Agressivität relativ
hoch.

Meine Frage : Ist das ok so als "Rausschleichen" oder hat es jemand nach so langen Jahren anders
versucht

Lange lange Rede - kurzer Sinn : Kann mein Mann das schaffen. Wir hoffen es doch alle sehr!

Danke für Eure Antwort im voraus.

Grüsse

Migga

Patientendaten

Geburtsjahr: 1953(58 Jahre)
Geschlecht: männlich
Größe: 185,0 cm
Eingetragen durch: Angehöriger
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2 Antworten:

migga
Benutzerbild von migga
11.02.2011 11:04

Vom Frage-Steller selbst

Hallo DjDanyo,

danke für Deine Antwort. Leider finde ich keine Angaben zum "Rausschleichen" von Seroxat auf
der Wikipedia-Seite. Leider. Guck ich nicht richtig? Gibst Du mir bitte Hilfe dazu?

Danke. Zum Medikament "Seroxat" kann ich nur sagen : Vorsicht! Vorsicht!

Wenn man ehrlich ist, fängt die Wesensveränderung eigentlich schon sehr früh an,
nur man schiebt es auf die Folgen des Unfalls.
Heute sind wir schlauer. Es hat lange gedauert.
Ich schreibe "wir" und mein Mann muss da durch...
Wie bei den meisten Dingen sollte man seinem sogenannten "Bauchgefühl" folgen.
Natürlich - heißt es immer: abwägen zwischen "Bauch" und "Vernunft". Klar!

Wieder langer Text.... Nun ja, vielleicht hat auch noch jemand sonst irgendwelche Ideen
zu Seroxat. Ich meine - zum Absetzen von "Seroxat".

Danke im voraus.

Gruß Migga

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DjDanyo

01.02.2011 21:19

Also ich plane selbiges Medikament auch gegen meine Depressionen zu probieren, weil mein jetziges AD nicht optimal wirkt, aber was du so schreibst stimmt mich irgendwie dagegen.

Habe nur etwas bei Wikipedia gefunden: http://de.wikipedia.org/wiki/Paroxetin

Ich weiß, Wikipedia ist mit vorsicht zu genießen, aber der Artikel klingt sehr schlüssig und es ist auch ein längerer Absatz im Bezug zur Absetzproblematik vorhanden. Im Prinzip machst du es ja schon richtig, anfangen in 5mg Schritten runterzugehen, nur laut dem Artikel können sich diese Schritte über mehrere Monate hinziehen.
Also hab Geduld, geh alle 4-6Wochen runter, die Absetzerscheinungen wirst du wahrscheinlich nicht vollständig vermeiden können. Soll heißen, damit muss er halt kurzzeitig klar kommen. Ich mein, ich kann zu dem spezifischen Präperat nichts sagen, aber es sind immerhin "nur" Absetzerscheinungen und sollten nach einiger Zeit verschwinden.
Wünsche dir und deinem Mann jedenfalls viel Glück und hoffe dir wenig geholfen zu haben!

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