Totale Innere Unruhe
Angefangen hat alles mehr oder weniger vor ca. 5 Jahren. Ich hatte ein leichtes Gefühl von Unruhe, dann kam irgendwann ein eigenartiger Schwindel dazu. Sehr diffus und nicht einzuordnen. Erst war er mal da, dann eine zeitlang nicht, dann mal wieder, und ich dachte, ist der Kreislauf. Dann aber wurde er immer stärker und die Abstände. wo er auftrat wurden auch immer kürzer. Dann begann mein "Ärztemarathon". Internist, Orthopäde, CT, Schilddrüse usw. Blutwerte: optimal. Nichts zu finden.Beim HNO war ich auch. Dort wurde mein Gleichgewichtsorgan untersucht, mit dem Ergebnis, dass mein rechtes Innenohr nicht richtig arbeitet, was aber nichts mit einer HNO-Sache zu tun habe, laut meinem Arzt. Ich war schon richtig enttäuscht, wenn die Ärzte mir sagten: es ist alles bestens... Warum ging es mir dann so schlecht? Warum ging es mir täglich schlechter? Ich habe mir dann einen Termin bei einer Neurologin geben lassen... naja. Wartezeit bis zu drei Monaten. Inzwischen ist es mir zwei Nächte lang passiert, dass ich abends halbwegs normal einschlafen konnte und nachts wach wurde und alles hat sich gedreht. Das ist ein Gefühl, das brauche ich nie wieder... man ist so hilflos, es dreht sich, und du kannst nichts machen.... Kurz vor meinem Termin bei der Neurologin, mittlerweile hatte ich fast einen Dauerschwindel, so ein Gefühl wie auf dem Schiff bei Windstärke 10, bei jeder Bewegung und jeden Moment die Angst, es fängt gleich an sich wieder zu drehen....jedenfalls stand ich am Herd und wollte kochen, und wußte plötzlich nicht mehr, wie der Herd anzustellen geht. Ich habe gedacht, das gibt es nicht. Man hat zwar mal von sowas gehört aber wenn man es selbst erlebt hat, kann man es nicht fassen. Ich war dann bei der Neurologin. Sie kam ins Sprechzimmer, hat mich angesehen und gleich zu mir gesagt: ihnen geht es nicht gut. Bingo. Ich habe dann zu ihr gesagt, dass sie meine letzte Hoffnung sei und ihr meinen Marathon mit den Ärzten geschildert. Als sie mir sagte, sie könne mir helfen, habe ich es erst nicht geglaubt. Als ich dann aus der Praxis draußen war, habe ich erstmal geheult, vor Erleichterung aber auch aus Angst, vielleicht kann sie mir ja doch nicht helfen. Ich mußte dann Medikamente nehmen und sollte nach einer Woche wieder zu ihr kommen. Sie gab mir ihre private Nummer und eine fest vereinbarte Uhrzeit, zu der ich sie, wenn es mir total schlecht ging, erreichen konnte. Ich glaube, ich habe sie in der Anfangszeit fast jeden zweiten Abend angerufen. ...Allmählich ging es mir besser. 8 Wochen Reha in der Klinik und fast zwei Monate zu Hause haben wohl auch dazu beigetragen..... Soweit die Vorgeschichte. Das war vor vier Jahren.
Nun habe ich das Gefühl, es geht alles wieder von vorne los. Nur in etwas veränderter Form, oder aber ich kann ich mich an einiges nicht mehr erinnern, weil ich mit Sicherheit vieles verdrängt habe. Schlechtes verdrängt man gern um es zu vergessen.
Nun habe ich die totale Unruhe, mit Zittern, Kribbeln in den Beinen und den Füßen, Schwindel, so ein ganz blödes Benommenheitsgefühl. Eigentlich müßte ich es ja besser wissen, da ich alles schon mal, wenn auch etwas anders, hinter mir habe. Generalisierte Angststörung war damals die Diagnose. Wahrscheinlich bleibt das ein Leben lang so, mal ist es da und mal eben nicht. Aber die Angst bleibt, das es irgendwann mal chronisch werden kann und dann kein Medikament mehr helfen wird..........
Wem gehts auch so? Was macht ihr gegen diese totale Unruhe, den Schwindel? Mich regt die Fliege an der Wand auf. Streß abbauen, geht bei mir von Berufs wegen nicht, zu hause ist auch nur noch Ärger, weil mein Mann nichts von mir und meiner Krankheit versteht, ich bin froh, wenn ich abends halbwegs ohne Schwindel ins Bett gehen kann und einigermaßen einschlafen kann (bin nachts fast jede Stunde wach), daher null Lust an Sex, wofür mein Mann kein Verständnis hat, was ich einerseits auch verstehen kann. Wir streiten viel oder reden gar nicht miteinander. Zwei Kinder mitten in der Pupertät, ein Sohn auf Lehrstellensuche, mein Vater ist vor drei Jahren an Krebs gestorben. Ich habe ihn auf seinem Weg begleitet, was ich aber bis heute nicht verarbeitet sondern nur verdrängt habe, es muß ja weitergehen.. ich bin für alles verantwortlich. Solang ich nicht auf meinen Mann eingehen kann, so lang kann ich keine Hilfe von ihm erwarten... ich aber kann mich nicht auf ihn einlassen, so lang er meine Sorgen und Ängste nicht ernst nimmt, ein Teufelskreis...........tja und an der Arbeit- Umstrukturierung- Entlassungen. Ich durfte, laut Sozialplan bleiben, aber an einem völlig neuen Arbeitsplatz mit völlig neuen Aufgaben, keiner da, der einen richtig einarbeiten kann, aber die Anforderungen mußt du trotzdem erfüllen und auch die Konsequenzen tragen, die in meinem Job recht weitgreifend sind.....dies alles muß einen auf die Dauer fertigmachen, denke ich. Eine Arbeitskollegin ist nun gegangen, weil sie den Streß nicht mehr ausgehalten hat.......was übrig bleibt, ist ein trauriges Gefühl und ein noch Mehr an Arbeit.....
Soviel zu meiner Geschichte.
Vielleicht möchte der ein oder Andere ja mal seine Gedanken oder Erfahrungen hierzu schreiben, vielleicht auch Tipps geben. Psychotherapeutisch bin ich bereits in Behandlung. Aber was ich mir dort aufbaue, wird zu hause teilweise wieder zerstört, irgendwie kontraproduktiv, oder?
Manchmal bin ich echt am Boden zerstört, aber ich gehöre nun mal zu den "niemals aufgeben - Augen zu und durch" Menschen. Vielleicht ist gerade das mein Problem. Keine Ahnung.
Danke fürs Lesen, Eure Geduld und Eure Meinungen, Gedanken, Erfahrungen.