Beinkontrakturen infolge der Einnahme von keppra

Anonymer Benutzer
Frage gestellt am
31.01.2011 um 21:09

Ende 2007 bekam meine Tochter (46 J. alt) das Medikament Keppra und seit dieser Zeit begann die Kontrakturbildung in ihren Beinen. Sie hatte vorher kaum Anfälle und hat gut damit leben können.
Leider kann sie selbst nichts sagen. Sie lebt im Heim. Ich habe alle Ärzte, das Personal, die Krankenkasse alamiert, niemand will zugeben, dass Keppra die Ursache ist. Ihre Beine sind furchtbar verkrampft, sie bekommt Botox-Injektionen, die wenig helfen. Ich weiß genau, dass sie kein Einzelfall ist und dass es noch mehr Opfer gibt. Sie hat auch furchtbar zugenommen, was bei ihrer bettlegerischer Lebensweise verheerend werden kann. Die Ärztin weigert sich hartnäckig, Keppra abzusetzen.
Auch in den Krankenhäusern wissen das die Ärzte, wollen aber keine Empfehlung zum Absetzen vom Keppra geben. Dieses furchbare Zeug, das zu Muskel- und Gelenkschmerzen führt, und zu Vit. D, Kalzium und Magnesiummangel, kognitiven Störungen und Verwirrung... Ich habe an die Bfarm geschrieben ´- keine Antwort. Wer kann uns helfen?

Patientendaten

Geburtsjahr: 1964(47 Jahre)
Geschlecht: weiblich
Gewicht: 70,0 kg
Größe: 167,0 cm
Eingetragen durch: Angehöriger
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2 Antworten:

Anton

02.02.2011 17:42

Sanego Forum

Hallo,

Beinkontrakturen sind ein Pflegeproblem. Die Beine Deiner Tochter werden nicht ausreichend mobilisiert. Auch ein langfristiger oder chronisch Bettlägriger muss dieses Problem nicht haben. Und hat sie nicht, wenn die Pflege stimmt. Es ist eine typische Erkrankung bei zu wenig Bewegung.

Keppra ist in Deutschland seit 1999 auf dem Markt. Es kann sowohl als Monotherapie als auch in Kombitherapie Anwendung finden. Ein Antikonvulsivum mit großer Wirkung und geringer Nebenwirkung. Die bekanntesten Nebenwirkungen sind Schlaflosigkeit, Aggressivität und Feindseligkeit.

http://www.prnewswire.co.uk/cgi/news/release?id=113695

Du kommst nicht weiter, wenn Du alle alarmierst. Ein sachdienliches Gespräch mit den Pflegemitarbeitern kann schon zum Erfolg führen. Es u. U. ausweiten auf die behandelnden Ärzte. Damit hilfst Du Deiner Schwester weiter. Und Du machst keine Pferde scheu, Deiner Tochter wird geholfen und allen geht es besser.

In den meisten Heimen, Pflegeheimen und Krankenhäusern kennt man sich mit der Krankheit Epilepsie zu wenig aus. Ärzte und Pflegemitarbeiter wissen gerade mal, was Epilepsie ist, mehr nicht. Zu Deiner Information kopiere ich dir einen meiner Beitrage unter diesen Post.

Im Groben kann gesagt werden, dass das Suchen nach der richtigen Medikation über Wochen, Monate und Jahre dauern kann. Es ist ein Austesten am Patienten. Bei Deiner Tochter nicht so leicht, weil sie nicht sprechen kann.

Die Ärztin in dem Heim würde sich strafbar machen, wenn sie das Keppra absetzte. Das pötzliche Absetzen eines Antikonvulsivums kann zum Status epilepticus führen. Und der kann tödlich sein. Antiepileptika dürfen nur langsam ausdosiert werden, ein anderes Medikament muss zuvor bereists eindosiert sein. Dann ist die Chance einer Anfalls-Serie gering. Ich wünsche Deiner Tochter gute Besserung und dir die Kraft, sie weiterhin zu pflegen.

Liebe Grüße und alles Gute
Anton

Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


Wie kann ich die Zahl der Anfälle reduzieren und dabei dem Arzt und mir selbst helfen?

a)
Die regelmäßige Medikamenteneinnahme ist das A und O einer erfolgreichen Therapie. Nur so kann die Anfallsschwelle stets oben gehalten werden.

b)
Eine Änderung der Tabletteneinnahme darf nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

c)
Generika (preiswertere Mittel mit angeblich gleichem Wirkstoff) und Re-Importe sind für die Behandlung Anfallskranker wenig geeignet. Damit der Apotheker das Medikament, was es bisher gegeben hat, herausgeben darf, sollte der Arzt möglichst bei „aut idem“ ein Kreuz machen und den Hersteller des Mittels auf das Rezept schreiben.

http://www.rbb-online.de/quivive/archiv/quivive_vom_10_03/streit_um_generika.html

noch zu Generika:
http://www.dgfe.info/download/mitt/Generika-Empfehlung2008.pdf


d)
Ein Anfallskalender sollte sorgfältig geführt werden, damit der Arzt anhand der Ereignisse die Therapie festlegen kann.

e)
Wenn Angehörige oder Dritte den Anfallsablauf genauesten aufschreiben, kann es für den Arzt eine große Hilfe sein. Anhand dieser Aufzeichnungen (u. U. auch Videoaufnahmen) sieht er, welcher Anfallstyp es ist und kann die Krankheit dementsprechend besser therapieren.

f)
Auf Alkohol sollte möglichst ganz verzichtet werden, ebenso auf Flackerlicht in der Diskothek.

g)
Es darf nicht zum Schlafentzug kommen. Der Schlaf-/Wachrhythmus muss eingehalten werden.

h)
Ein Besuch alle Vierteljahr beim Neurologen ist sinnvoll (Blutserumkontrolle und EEG-Messung).

i)
Die Richtlinien „Epilepsie und Führerschein“ sollten beachtet werden.
http://www.epilepsie-netz.de/155/Epilepsie-Ratgeber/Fuehrerschein.htm

j)
Die Behandlung sollte nur durch einen Facharzt für Epilepsie erfolgen.

http://www.diskussionszentrum.com/downloads/zentren.pdf
http://www.izepilepsie.de/home/index,id,153,selid,500,type,VAL_MEMO.html




Sehr wichtig ist der Facharzt.

a) Der Neurologe kann nur der Ansprechpartner sein. Er hat Grundkenntnisse auf allen Gebieten der Neurologie. Er versteht die Zusammenhänge zwischen den neurologischen Erkrankungen, Kenntnisse über das Anfallsleiden hat er nur wenig. Er kann das Krankheitsbild Epilepsie bestimmen, viel mehr aber nicht.

b) Neurologen mit Epilepsie-Zertifikat haben haben eine Zusatzausbildung für Epilepsie. Oft haben sie als Arzt in Epilepsie-Ambulanzen oder Epilepsie-Zentren ihre Arbeit versehen. Sie verfügen über Grundkenntnisse der Epileptologie.

c) In den Epilepsie-Ambulanzen finden wir Neurologen mit Epilepsie-Zertifikat und Epileptologen. Sie arbeiten im Team und tauschen sich aus. Den Vorteil haben die Patienten.

d) Die Epilepsie-Zentren zählen schlichtweg zu den besten Kliniken für Anfallskranke. Dort haben es die Ärzte, überwiegend Epileptologen, täglich mit Epilepsie-Kranken zu tun. Sie sind fit auf allen Gebieten dieses Krankheitsbildes und auch in der Lage, andere Fachrichtungen mit einzubeziehen.

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sky

02.02.2011 17:32

Hallo,
leider kann ich nicht helfen, aber von meinen Erfahrungen berichten. Ich bin 47 Jahre und nehme auch seit 3 Jahren Keppra. Zu Beginn der Einnahme traten noch im Krankenhaus gehäuft Wadenkrämpfe auf. Jedenfalls wurden sie so interpretiert. Als ehemalige Leistungssportlerin, die weiß wie ein Wadenkrampf abläuft, kam mir das jedoch komisch vor. Die Beschwerden nahmen innerhalb von 5 Monaten ein dramatisches Ausmaß an. Ich konnte nachts nicht mehr schlafen vor Schmerzen und hab nur auf dem Teppich gelegen. Keiner konnte mir helfen. Ich hatte ständig das Gefühl, meine Muskeln und Bänder schrumpfen über nacht. Nachdem ich sämtliche Ärzte genervt habe, einigte man sich auf Restless Legs Syndrom. Wieder musste ich ein Medikament nach dem anderen ausprobieren. Im ersten Monat war es meist ein voller Erfolg, der dann aber schlagartig verflog. Ich habe dann wieder alles abgesetzt. Im letzten Jahr war ich in der Rheumaklinik. Dort hat man mir 150 mg Lyrica verordnet. Mir ging es sofort besser. Leider war die Dosis zu hoch. Jetzt nehme ich die Hälfte und komme gut damit klar. Aber ich bewege mich auch täglich mindestens 1-2 h (walken). Sonst wäre der Erfolg nicht so anhaltend. Für mich ist klar, das Keppra der Auslöser war. Denn die Dosis habe ich inzwischen auch verringert und siehe da, die Beschwerden ließen nach. Die Ärzte geben nicht zu, dass es davon kommen könnte. Für die zählt nur Anfallsfreiheit, besonders im Krankenhaus. Das ist schade, denn die Lebensqualität wird nicht nur durch Anfälle sondern besonders durch Schmerzen eingeschränkt. Auf jeden Fall sollte bei deiner Tochter der Eisenwert und der Eisenspeicher (Ferretin) kontrolliert werden. Sind die zu niedrig, kann man sich mit Kräuterblut aus der Apotheke behelfen. Ich habe da sehr gute Erfahrungen gemacht. Mich würde interessieren, wer auf die Idee mit dem Botox gekommen ist und ob die Kasse das zahlt? Botox lähmt die Muskulatur. Gegen Gelenkschmerzen ist mir ein Einsatz bisher nicht bekannt. Darunter leide ich ebenfalls. Deshalb war ich auch in der Rheumaklinik. Ich kann abschließend nur eins sagen: In 10 Jahren habe ich jetzt 5 verschiedene Antiepileptika ausprobiert. Es kommt immer der Zeitpunkt wo die Nebenwirkungen die Wirkung übersteigt. Doch leider sind wir die Kaninchen der Pharmaindustrie. Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft im Kampf für deine Tochter.

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